Nun steigen wir so richtig in die Planung unserer bevorstehenden Reise ein. Wir wollen den "Camino Portugues Costa" von Porto nach Santiago de Compostela laufen. Dafür lesen wir einige Reisebrichte und teilen die Gesamtstrecke erstmal in Tagesetappen auf. Unsere Idee ist, täglich +/- 20 km zu laufen. Das erscheint uns mit den schweren Rucksäcken genug. Die Etappen so aufzuteilen ist natürlich einfach, aber dann vor Ort eine gute und günstige Übernachtungsmöglichkeit zu finden- sehr schwer und manchmal unmöglich.
Es dauert einige Tage, bis wir den Plan und die Buchungen stehen haben. (Anfangs wollten wir gar nicht vorbuchen, aber Erfahrungen anderer Peregrinos haben uns die Notwenigkeit deutlich gemacht.) Wir buchen die meisten Unterkünfte über booking, mit der Möglichkeit des Stornierens bis kurz vorher.
Dann machen wir mal ein "Probe-Packen", um zu sehen, was so reinpasst ind den Rucksack und wie schwer er wird.
Später kommt die Frage, wie wir beide Rucksäcke als 1 Koffer im Flieger aufgeben können.
Die körperliche Fitnessvorbereitung leidet in den letzten Wochen bei Horst leider aufgrund eines schmerzhaften Fußgelenks. Aber wir wollen es trotzdem angehen.
Am 1. Juni geht es dann los. Unser "Koffer" sieht schon etwas abenteuerlich aus, aber egal.
Unsere Abreise von zu Hause fällt blöderweise mit der Vuelta der Frauen (ein berühmtes Radrennen) zusammen, die durch Sayalonga geht. Wir sind aufgeregt, ob wir zur Küste herunterkommen und überlegen mehrere Alternativen. Aber es klappt gut.
Am Check-in Schalter schaut die Frau irritiert auf unser Gepäck und fragt, was darin ist. Sie akzeptiert die Erklärung. Der Mann vom Schalter nebenan meint aber, dass das gar nicht gehen würde. Wir verkrümeln uns schnell und erleichtert.
Wir kommen pünktlich, aber sehr spät in Porto an und nehmen einen Bus (der uns fast nicht mitnehmen will), der uns in die Stadt bringt.
Bei der Ankunft im Zimmer trifft uns fast der Schlag. Der Gestank aus dem Bad ist zum ....
Aber ist ja nur für eine kurze Nacht :)
Am nächsten Morgen gibt es ein Frühstück unterwegs an der Markthalle von Leixos. Da kommen eine Menge schöne Erinnerungen hoch, denn hier waren wir auch mit dem Boot. Darum laufen wir auch zum Hafen, um noch einmal zu gucken. Wir gehen dann- immer am Strand entlang- zum Teil über Holzstege, mit vielen Sitzmöglichkeiten und bei bestem Wetter bis nach Labruge. Schon das erste Mal fast verhungert, besorgen wir uns ein Take away im Ort und setzen uns an den Strand zum Essen. In Labruge haben wir ein Zimmer bei "Smiling Places", ein privates Haus mit 4 wunderbaren Gästezimmern und der freundlichsten und herzlichsten Vermieterin, die es gibt. Witzigerweise kennt Elisabete unsere Heimatregion, denn sie ist ein Fan von Nerja. Als Kind hat sie eine Serie im Fernsehen gesehen, die in Nerja gespielt hat.
Hier treffen wir auch zum ersten Mal auf zwei Amerikanerinnen (Mutter und Tochter), die uns immer wieder begegnen werden.
Bei Elisabete gibt es am nächsten Morgen (3.Juni) dazu noch ein grandioses Frühstück mit frischem Obst sowie Proviant. (Wir wissen hier noch nicht, wie oft wir uns das noch einmal wünschen werden.)
Gut gestärkt und fröhlich geht es weiter auf Holzstegen am Wasser entlang, anfangs neblig, dann wieder mit Sonnenschein. Wir kommen durch Vila Cha, ein schönes Fischerdorf, über Mindelo, nach Vila do Conde.Ein Städtchen mit Hafen. Gehen über die Brücke des "Ave" weiter am Strand entlang bis nach Povoa de Varzim. Es erwartet uns eine schöne kleine Stadt mit tollem Altstadtviertel , in dem auch unser Guesthouse "Sardines and Friends" liegt. Und hier haben wir ein Familienzimmer für uns allein.
Das ist praktisch, weil wir dringend unsere Sachen auswaschen müssen. Und hier können wir prima unsere Wäscheleine spannen.
Abends schaffen wir nur eine kleine Runde und essen beim Imbiss gegenüber.
Die Nacht ist unruhig, denn die Peregrinos stehen schon lange vor der Dämmerung auf und machen sich auf den Weg. Warum nur??? Da wir überall die gleichen Leute wiedersehen, laufen sie also auch nicht weiter als wir.
Wir verlassen das Hostel am Sonntag, den 4.Juni gegen halb 10 und besorgen uns den lebenswichtigen Kaffee in einer Bäckerei. Dann gehts mit feuchtem Nebel wieder am Strand entlang. Hinter dem Ort "Agucadoura"verlässt der Weg erstmals das Wasser. In "Apulia" machen wir Rast an der Kathdrale. Wir sind übrigens selten allein, irgendwer pilgert immer vor oder hinter uns.
Inzwischen haben wir einen für uns guten Rhythmus gefunden. Nach 4 km gibt es einen kurzen Stopp, um etwas zu trinken und kurz die Schultern zu entlasten. Nach 8km gibt es eine richtige Pause, mit Ausziehen der Wanderschuhe. Und dieser Rhythmus immer so weiter.
Wir sind ziemlich schnell unterwegs und fühlen uns gut.Aber nachdem wir den "Rio Cavado" überquert haben werden die Beine lahmer. In Esposende- unserem heutigen Etappenziel- angekommen, machen wir einen Abstecher zum Supermarkt, denn wir haben heute ein Zimmer mit Küchenzeile.
Doch als wir dort abends die Pizza in den Ofen schieben wollen, funktioniert der Ofen nicht. Der Vermieter kommt sogar vorbei, kann aber das Problem auch nicht lösen. Darum nimmt er unsre Pizza in seinem Auto mit nach Hause und bringt sie später gebacken wieder vorbei.
Am Morgen (5.6.) sind wir früher unterwegs als sonst, denn wir haben eine besonders lange Etappe vor uns heute. Gegenüber gibt es eine Mini-Bäckerei mit 2 kleinen Tischen. Es gibt Kaffee mit trockenen Rosinenbrötchen. Dazu witzige Einheimische- so, wie es uns gefällt.
Dann geht es los. Es soll heute - laut Buch- der schönste Teil des Caminos sein. Und- er wird es!!!
Nach 8 km machen wir die Kaffeepause in einem winzigen Ort, wo sich in der Bar die Einheimischen den Wein zum Frühstück gönnen. Sie haben ihre Freude an uns. Und ich freue mich über Müsli mit Obst. Das Wetter ist genial und der Weg abwechslungsreich. Weg vom Strand, kleine Orte, alte Gassen mit Kopfsteinpflaster, Wald, Fluss.
Nach 20 km merken wir Füße und Rücken, aber kurz darauf sehen wir in der Ferne unser Ziel: "Viana do Castelo". Aber zunächst müssen wir den hart erklommenen Berg wieder runter und über die Brücke des Flusses Lima. Die Brücke ist gigantisch groß- und lang- und von Monsieur Eiffel erbaut. Wir erreichen die Jugendherberge kurz vor 18 Uhr. Glücklicherweise, denn 18 Uhr ist der späteste Ankunftstermin. Heute, nach 25km, gibt es das 1. Mal zwei "echte" Biere. Zur Belohnung, aber auch, weil wir morgen einen Ruhetag hier machen werden. Wir haben sogar noch einen schönen Abend in einer kleinen Kneipe mit Leuten vor Ort und Horst probiert einen kleinen Schluck von portugiesischen Whisky "Aquadent", den er angeboten bekommt.
Die Nacht ist grausam. Was haben wir uns nur dabei gedacht, hier 2 Nächte zu bleiben???
Uralte Matratzen liegen auf Spanplatten, die ganze Nacht hindurch Telefongebimmel und laufende Waschmaschinen.
Das Einzige, was nach der Nacht noch besch... werden kann, ist das Frühstück in der Jugendherberge. Und klar- so ist es.
Horst hat dazu nur wenig geschlafen und einen kleinen hang-over. Wir machen uns trotzdem auf den Weg die schöne Stadt zu erkunden, sogar hinauf zum "Monte Santa Luzia". Von dort haben wir einen herrlichen Blick.
Die Stimmung wird nach einer langen Siesta besser. Es ist abends noch 28 Grad und wir spazieren durch die Stadt und am Fluss entlang. Irgendwie haben wir wenig Lust auf diese Nacht.
Der Wetterbericht verspricht für die nächsten Tage ne Menge Regen. Drum starten wir am Mittwoch (7.6.) mit voller Montur. Nach kurzer Zeit ziehen wir aber die Jacken aus, dann wird die Hose kurz, dann die Sonnenbrille auf. Es ist stickig heute, feucht und sehr warm. Wir laufen 14 km, abwechslungsreich am Strand, durch Orte, Wald und Wiese, bis es wirklich anfängt zu regnen. Alles wieder an. Die letzten 8km gehts sehr krackselig bergauf und-ab durch den Wald bei heftigem Regen, bis wir um halb 5 in Vila Praia de Ancora ankommen. Dort gibts zum Trocknen erstmal einen Kaffee und dann gehts zum Hostel. Ein Mini-Zimmer, aber super sauber und v.a. ohne Gestank. Prima!
Nach Duschen und Pause erkunden wir den Ort und landen in einem Cafe, wo wir Burger essen. (Wir haben irgendwie immer Hunger!) Am Nachbartisch sitzen Leute aus Sachsen, die schon alle Lampen an haben und eine Menge Schrott erzählen.
Den nächsten Morgen (8.Juni) sind wir früh, denn die Sonne scheint- noch. Ein schneller Kaffee und auf die Piste. Aber schon nach 10m kommt der 1.dicke Schauer. Wir können uns noch unterstellen und verpacken. Danach gehts die Küste entlang, bis wir die Flussmündung des Minho erreichen und dahinter die Berge Spaniens sehen. Drückend, schwül, Regen- den ganzen Tag. Wir sehen das Flusstaxi, das die Peregrinos nach Spanien übersetzt. Aber wir haben einen anderen Plan. Wir gehen weiter am Fluss entlang, durch Caminha. Die Stadt ist bunt mit Blumen geschmückt zum heutigen Feiertag (Fronleichnam).Weiter Richtung Vila Nova de Cerveira. Und uns ist klar, dass wir das Gewitter abkriegen werden.Darum entscheiden wir uns für den Weg am Fluss entlang. Zunächst überstehen wir 2 starke Regengüsse im Schutz eines Hausdurchgangs, aber dann erwischt es uns ganz gut. Die letzten beiden km kürzen wir über eine stark befahrene Straße ab, wo uns jeder vorbeifahrende Laster eine extra Dusche gibt. So erreichen wir die Herberge und treffen an der Rezeption auf eine sehr gestresste Frau. Aber wir sind auch k.o. Zwei alkoholfreie Bier später treffen wir auf ein Californisches Paar, die morgen die gleiche Strecke laufen und schon wissen, dass es wieder viel regnen wird. (Die Beiden werden wir fortan überall wiedersehen, selbst in Santiago.)
Eine Nacht in Etagenbetten und mit super dünner Bettdecke- wir haben richtig gefroren. Und es regnet weiter. Die Vorhersage ist unterirdisch. Nach hin und her beschließen wir eine Station mit der Bahn zu fahren. Aber einmal Draußen laufen wir doch einfach los. Irgendwie hatten wir fast vergessen, dass Regen gar nix Schlimmes ist. In Valenca angekommen regnet es stark weiter. Die Stadt scheint uns langweilig, darum nur einen Kaffee zum Wärmen und es geht weiter. Ich bin ja fest davon überzeugt, dass das Wetter besser wird, sobald wir wieder in Spanien sind. (Und so kommt es auch.)
Wir gelangen in die Festungsanlage von Valenca und sind sehr überrascht. Sie ist sehr groß und beherbergt ein eigenes kleines (Touristen)Dorf. Es wimmelt von Souvenirläden und Restaurents. Aber wir werden hier schwer gedisst. Immer, wenn wir kommen, drehen sich die Geschäftsleute weg. Peregrinos sind hier nicht gern gesehen, da sie sowieso nix kaufen können. Und für die Restaurants sind wir nicht schick genug, in platschnass ganz besonders. Aber es ist trotzdem schön hier und wir holen uns einen Stempel in der Herberge.
Wir verlassen die Festung durch einen Tunnel und erreichen kurz darauf die Brücke, die uns nach Galizien bringt. Bald darauf erreichen wir "Tui" (9.6.).
Die Stadt ist sehr alt, hat eine große Festung und Kathedrale. Und ein tolles Flair. Wir gehen zu unserem 1. Hotel unterwegs. Zwischen den Schauern machen wir einen Rundgang und entdecken ein schönes Lokal für Peregrinos. Danach decken wir uns mit Proviant für den nächsten Tag ein. Im Hotel angekommen, sind wir nach dem Duschen zu müde, um noch etwas essen zu gehen und futtern einfach den Proviant auf.
Und wieder haben wir sehr gefroren in der Nacht. Das, was es als Bettdecken gibt, ist ein Hauch von Nichts. Wir sind beide etwas unlustig am Morgen und starten früh. Trotzdem sind schon fürchterlich viele Peregrinos unterwegs. Wir hatten schon gelesen dass es ab Tui voll wird. Denn die Spanier laufen gern von Tui nach Santiago, da ja 100km ausreichen, um in der Kathedrale die Urkunde zu bekommen. Und sie laufen gern in größeren Gruppen und sind auch feierlustig drauf. (Insgesamt sind deutlich mehr Frauen als Männer unterwegs.) Nach ein paar kleinen Schauern wird das Wetter endlich besser. Geht doch!Leider müssen wir ein ganzes Stück Straße gehen, bevor es in den Wald geht. Das ist ein schöner alter Weg, der uns über die "Ponte Febres" (Fieberbrücke) führt. Dann hören wir plötzlich Klänge, die uns an unseren Schottlandurlaub erinnern. Und tatsächlich steht etwas weiter ein Dudelsackspieler mitten im Wald. Wir lesen später, dass das Instrument typisch für Galizien ist und wir werden es in den nächsten Tagen noch öfter hören. Wir machen Rast in einem schönem Cafe, wo wir auch die Kalifornier wiedersehen. Hier sehen wir auch erstmals die Kornspeicher- auf Stelzen gebaut-die uns fortan überall begegnen.
Weiter geht es, ab dann nur noch mit Sonne, bis O Porrino (10.Juni), wo wir eine Privatunterkunft haben. Schnell etwas waschen und die Sonne nutzen. Danach zum Supermarkt einkaufen und eine lange Hose für Horst gegen das nächtliche Frieren.
Und dann auf dem Balkon sitzen und entspannen, denn morgen wird wieder ein langer Tag.
Dann klingelt es plötzlich an der Haustür und wir befürchten, es ist die Vermieterin. Also schnell ein wenig aufräumen. Doch es stehen 2 Peregrinas vor der Tür die meinen, sie hätten das Apartment für diese Nacht gebucht und schon bezahlt. Es gibt kurz Aufregung. Doch beim Vergleichen unserer Buchungen stellen wir fest, dass die Beiden für die folgende Nacht gebucht haben und sich einfach im Tag versehen haben. Ziemlich bedröppelt ziehen sie davon und tun uns sehr leid.
Wer uns kennt weiß, dass wir immer in getrennten Zimmern schlafen. Darum war meine größte Sorge,wie ich das 2 Wochen überstehen kann. Nicht schlafen und dann dies Anstrengung- schwierig. Drum hab ich vorab viel gegoogelt und die besten Ohrenstöpsel der Welt gefunden. Zu Hause schon ausprobiert und dran gewöhnt und- einfach fantastisch. So kehrt sich unterwegs das Problem eher um. Horst wird von meinen Geräuschen gestört. Wer hätte das gedacht???
Da es am nächsten Morgen (11.6.) kein Cafe in der Nähe gibt, gibt es einen löslichen vorm Loslaufen. Wir gehen früh, aber trauen unsern Augen kaum. Die Pilger sind unterwegs wie Ameisen. Es ist zwar Sonntag, aber sooo viele-nicht schön. Also geben wir Gummi und lassen eine ganze Menge hinter uns. Und das, obwohl wir zu den ganz wenigen gehören, die ihr gesamtes Gepäck auf dem Buckel haben.(Die meisten Pilger nutzen einen Gepäcktransportservice.) Das Wetter ist perfekt, Sonne, aber nicht zu heiß. Bei einem Cafe nach 7km machen wir halt, aber es ist sehr mühsam, einen Cafe zu bekommen. Die Partypeople sind bei Wein und Schnaps.
Also schnell weiter. Es ist viel Straße laufen heute und in "Redondela", wo wir eigentlich Pause machen wollen, geraten wir in einen großen Umzug und die Stadt ist übervoll. Darum muss es eine Parkbank tun.
Weiter gehts über "Cesantes"- endlich im Wald, aber ziemlich steil-bis nach "Arcade". Dort noch etwas trinken, denn unser Wasser ist längst leer. Das letzte Stück ist wunderschön. Wir sehen die "Ria de Vigo", die große Brücke, die ihn überspannt und die Bucht San Simon. Dort wieder über eine Brücke und wir sind in "Ponte Sampaio", unser heutiges Ziel. Die Herberge ist die beste Überraschung heute. Sie ist ziemlich neu, sauber, die Leute super nett. Angeschlossen ist eine kleine Bar und ein kleiner Supermarkt. Wir essen dort lecker, reichlich und günstig. Ein wunderschöner Ausklang bei tollstem Sonnenuntergang. Und wir freuen uns auf morgen.
Es geht am nächsten Morgen (12.Juni) wieder mit zu vielen Anderen los.Aber die Strecke ist sehr schön, durch den Wald, an einem Bach entlang. Und mittags sind wir schon in Pontevedra. Zunächst laufen wir direkt zur "Capela da Virxe Peregrina".
Nachmittags bekommen wir einen Anruf mit dem Hinweis, dass wir unseren Schlüssel in einer Bäckerei "Mipa" abholen können. Wir googeln und es kommt uns sofort komisch vor, dennn die Bäckerei liegt ziemlich weit weg. Aber wir laufen dorthin, nur um zu erfahren, dass das die falsche Bäckerei ist und es eine 2. in der Stadt gibt. Die ist nur auf Google nicht eingetragen. Die nette Verkäuferin erklärt uns, wir müssen den ganzen Weg immer geradeaus zurück und nach anderthalb Kilometern kommt......
Wir finden den richtigen Ort tatsächlich irgendwann. Und mit dem Schlüssel gehts zu einem sehr alten Haus mit enger Treppe in den 6. Stock, direkt unters Dach. Wir können schon vor der Eingangstür nicht mehr aufrecht stehen und in der Wohnung auch nur in der Küche und im Flur. Total witzig. Aber sonst ist die Wohnung okay.
Die Stadt ist wohlhabend und man sieht es überall. Es gibt große Fußgängerzonen und teure Geschäfte. Wir sitzen lange Draußen in einem Cafe beim üblichen Cerveza cero und bekommen immer wieder kleine Tapas dazugeschenkt. So sparen wir das Abendessen.
Am Dienstag,den 13.6., zunächst 6 Stockwerke runter zum Kaffee trinken und Pancakes aus Haferflocken essen (lecker!), dann 6 Stockwerke hoch zum Zähneputzen und dann wieder runter. Puh.Wir haben wieder eine tolle Strecke, aber das heiß erwartete Cafe ist fürchterlich überfüllt. Ungefähr eine halbe Stunde anstehen, um auf die Toilette zu können. 3km vor dem Tagesziel kriegen wir nochmal einen heftigen Schauer. Dann erreichen wir "Caldas de Reis" und sind angenehm überrascht. Ein schöner kleiner alter Ort am Fluss. Wir gönnen uns unseren ersten Wein und genießen ihn.
Jetzt wird es richtig warm, heute 25 und morgen 28 Grad. Die Strecke ist wieder super schön mit viel Wald.Wir haben nur eine kurze Etappe bis nach "Padron" (14.Juni).Wir überqueren den Fluss "Ulla". Unser Apartment liegt ganz zentral, in der Nähe der Kapelle. Die Kneipe "Don Pepe" ist nebenan und ist Kult unter den Peregrinos. Das erste, was Pepe uns erzählt ist, dass er morgens um 5 Uhr öffnet, um ein Frühstück anzubieten für die letzte große Etappe. Wir staunen nicht schlecht. Aber erstmal genießen wir den Abend, nachdem wir nochmal gewaschen haben.
Da die Kneipen erst spät öffnen, begnügen wir uns mit einem Take-away Kebab.
15.Juni- die letzte Etappe.
Nein, wir sind nicht um 5 Uhr bei Pepe. Obwohl wir beide bescheiden geschlafen haben. Die Aufregung vor der letzten und größten Etappe ist einfach da. Um halb 8 gehören wir zu den letzten bei Pepe. Er ist fröhlich, aufgeregt und ruft allen Peregrinos ein "Buen Camino" zu. Wer bei ihm seinen Kaffee getrunken hat bekommt dazu eine herzhafte Umarmung und einen Kuss auf die Stirn. Und natürlich ein "Buen Camino".
Es ist üblich, dass die Pilger sich unterwegs auch ständig "Bom Caminho"/ "Buen Camino" wünschen. Das ist eigentlich schön, bloß, wenn man an einem Tag zum 5.mal an einem Pilger vorbeiläuft, dann wird es sehr lästig.
Wir sind wohl wirklich spät dran, denn als wir loslaufen sind wir plötzlich ganz allein. Wie schön!
Die Strecke fängt toll an, dazu Traumwetter. Waldwege, Wiesen, Schatten und- keine Menschen. Der 1.Cafestopp ist ziemlich weit, aber wir kommen gut voran. Und die Strecke bleibt schön. Schon um Viertel nach Drei erreichen wir die Vorstadt von Santiago de Compostela, wir sind selber überrascht. Noch eine kleine Pause, dann gehts erstmal zur Kathedrale. Sie ist gigantisch groß, mit riesigem Vorplatz mitten in der Altstadt. Wir sind happy und auch ziemlich beeindruckt. Die Stadt ist wunderschön.
Unsere kleine Pension liegt in einem tollen alten Viertel mit kaum Pilgern. Wie immer machen wir uns frisch, gönnen uns eine kleine Siesta und gehen dann auf Tour. Netterweise liegt unsre Pension direkt neben einer Cervezeria, die abends auf der Promenade Tische und Bänke aufstellt. Und heute steht es uns zu, in aller Ruhe unseren Flüssigkeitshaushalt ordentlich aufzufüllen. Einen Platz haben wir nur zwei Einheimischen zu verdanken, die uns zu sich gewunken haben. Wir versuchen uns mit Suso und Oscar- mit seinen beiden Hunden- auf spanisch zu unterhalten.
Als es dunkel wird gehen wir nochmal zur Kathdrale. Sie wird angestrahlt. Jetzt ist richtig was los und die Stimmung ist fantastisch.
Eine einheimische Musikgruppe spielt und wir singen begeistert mit: Besame, besame mucho!
Ein genial schöner Ausklang unserer Tour.
Hier in Santiago hätten wir gestern mehr Zeit verbracht, aber wir konnten nur für 1 Nacht eine Unterkunft finden.
Darum geht es morgen heimwärts. Und zugegeben- aufs eigene Bett freuen wir uns auch sehr.
Den ganzen nächsten Tag verbringen wir noch in Santiago, da unser Flieger erst abends geht. In der Touristeninfo bekommen wir den guten Tipp, einen früheren Bus zum Flughafen zu nehmen, da ein Festival außerhalb der Stadt stattfindet und die Besucher mit diesem Bus fahren. Dieser Tipp war ein Segen für uns, die Busgahrt trotzdem eine Tortur. Vor allem für Horst, der unsere beiden Rucksäcke in einer Reisetasche zusammen hochkant vor sich auf dem Sitz halten musste.
Der königliche schwarze Flieger, der am Flughafen viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, wollte uns leider nicht mitnehmen.
Um halb 3 in der Nacht sind wir endlich zu Hause.
Das Pilgern/Wandern hat uns viel Spaß gemacht. Ich habe auch deutlich gespürt, dass es jeden Tag einfacher wurde. Wir wollen etwas in der Art gerne noch einmal machen, aber dann einen Weg, den weniger Menschen gehen.
Einen anderen Camino nach Santiago werden wir aufgrund der Menschenmassen und dem "geschäftigen Treiben drum herum" nicht ansteuern.